Online-Privatsphäre: Ein Workshop-Konzept für Schulen

Kinder und Jugendliche wachsen in einer Welt auf, in der digitale Kommunikation selbstverständlich ist – über soziale Netzwerke, Messenger-Apps oder Cloud-Plattformen. Doch mit der alltäglichen Nutzung steigt auch das Risiko, persönliche Daten unbedacht preiszugeben. Viele wissen nicht, was mit ihren Informationen im Netz passiert, wie Tracker funktionieren oder welche Rechte sie haben.

Ein gezielter Workshop zur Online-Privatsphäre hilft Schüler/innen, ihre digitalen Spuren zu erkennen, kritisch mit Plattformen umzugehen und sich selbstbestimmt zu schützen.

Zielgruppe und Lernziele

🎯 Zielgruppe:

  • Schüler/innen ab der 5. Klasse (altersangepasste Varianten möglich bis zur Oberstufe)

  • Empfohlen für Medienkompetenz-Unterricht, Projektwochen, Schulungen durch externe Medienpädagog/innen

📘 Lernziele:

Nach dem Workshop sollen die Teilnehmer/innen:

  • verstehen, welche persönlichen Daten online gesammelt werden

  • wissen, wie Tracking, Cookies und Profilbildung funktionieren

  • erkennen, warum Datenschutz ihre persönliche Freiheit schützt

  • lernen, wie sie ihre Geräte, Accounts und Privatsphäre-Einstellungen schützen können

  • bewerten können, welche Apps und Plattformen vertrauenswürdig sind

Aufbau des Workshops (ca. 2–3 Stunden)

🕒 Phase 🧩 Inhalt 🎯 Ziel
1. Einstieg (20 Min) Begriffe klären: Was sind Daten? Was bedeutet Privatsphäre? Aktivierung und Begriffsverständnis
2. Reflexion (30 Min) „Was verraten wir täglich über uns?“ – Gruppenarbeit & Diskussion Eigene Online-Gewohnheiten reflektieren
3. Input-Phase (30 Min) Erklärung zu Cookies, Tracking, Metadaten & Big Data Technisches Grundwissen vermitteln
4. Interaktive Stationen (45 Min) Praxisübungen mit Tools (z. B. Datenschutz-Check, Tracker sichtbar machen) Erlerntes anwenden & ausprobieren
5. Kreativteil (30 Min) Erstellung von digitalen Privatsphäre-Guides, Memes oder Infokarten Eigene Position visualisieren
6. Abschluss (15 Min) Tipps sammeln & Feedbackrunde Transfer sichern & nächste Schritte planen

Methoden und Materialien

🧠 Aktivierende Methoden

  • Datenspuren sammeln: Schüler/innen notieren, welche Daten sie in einem Tag online erzeugen

  • Wer bin ich online? – Avatare und reale Identität vergleichen

  • Diskussionsrunden: „Was ist ein fairer Umgang mit meinen Daten?“

  • Quiz-Elemente via Kahoot oder Mentimeter zum Thema Cookies, DSGVO & Social Media

📦 Materialien & Tools

Themenmodule im Überblick

🔍 Modul 💬 Kerninhalt 🛠️ Beispielhafte Übung
1. Persönliche Daten & Identität Was sind personenbezogene Daten? Schüler/innen erstellen „digitale Steckbriefe“ mit & ohne Freigabe
2. Tracker & Cookies Wie werden Daten gesammelt? Webseiten besuchen und Tracker zählen (z. B. mit Plug-in)
3. Datenschutzrechte (DSGVO) Welche Rechte habe ich? „Was würdest du tun, wenn …?“ – Fallbeispiele lösen
4. Sichere Passwörter & Konten Technischer Selbstschutz Passwort-Knacker-Spiel: Wie sicher ist dein Passwort?
5. Privatsphäre-Einstellungen Social Media & Apps einstellen TikTok & Instagram: Was ist öffentlich? Was nicht?
6. Alternative Dienste & Tools Datenschutzfreundlich online sein Gegenüberstellung von Google vs. DuckDuckGo, WhatsApp vs. Signal

Medienpädagogische Tipps für Lehrkräfte

  • Wertneutral starten: Vermeide Moralkeulen – lieber durch Fragen zum Nachdenken anregen

  • Begriffe anschaulich machen: Mit Beispielen aus dem Alltag oder kurzen Videos (z. B. klicksafe Clips)

  • Erfahrungen einfließen lassen: Schülerinnen sind oft „Expertinnen ihres Alltags“ – nutze das!

  • Sensibilität zeigen: Nicht alle Schüler/innen haben elterliche Begleitung oder Wissen im Bereich Datenschutz

  • Nachhaltigkeit einbauen: Biete einen Folgeworkshop oder Elternabend zum Thema an

Arbeitsblatt-Ideen und kreative Aufgaben

  • „Meine Daten, meine Entscheidung“ – Comic gestalten

  • „Das große Datenquiz“ – Gruppen-Quiz zur Wiederholung

  • „Privatsphäre-Manifest“ – jede/r schreibt eigene Regeln für sich auf

  • „Was weiß das Internet über mich?“ – Suchmaschinen-Selbsttest mit Reflexion

Privatsphäre ist ein Kinderrecht – und muss früh gelernt werden

✔ Datenschutz ist kein Randthema, sondern eine Schlüsselkompetenz für digitale Bildung
✔ Der Workshop fördert Bewusstsein, Medienkritik und Selbstschutz bei Kindern und Jugendlichen
✔ Durch aktive Beteiligung, digitale Tools und kreatives Arbeiten wird das Thema lebendig und praxisnah vermittelt
✔ Lehrkräfte werden zu Wegbegleiter/innen in einer digitalen Lebensrealität, nicht zu Technikpolizist/innen

💡 Wer die eigene Privatsphäre kennt, schützt nicht nur Daten – sondern auch Würde, Selbstbestimmung und Sicherheit im Netz.

Matthias Böhm
Matthias Böhm
Matthias engagiert sich aktiv in der sozialen Integration, indem er Menschen in herausfordernden Lebenslagen unterstützt und das Verständnis zwischen verschiedenen sozialen Gruppen fördert. Sein Ansatz zeichnet sich durch Empathie und Zielorientierung aus, wobei er besonderen Wert darauf legt, die Motivation der Einzelnen zu stärken und deren individuelle Potenziale zu entfalten.
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